Schweizer Journalist:in
12. Juli 2022
Nach vielen Jahrzehnten im Geschäft hat
Roger Schawinski den Zürcher Journalistenpreis
für sein Lebenswerk erhalten.
Eine Bilanz.
Als Roger Schawinski am 26. Januar 1980, damals 34 Jahre alt, zu einer Protestkundgebung gegen die Schliessung seines privaten Radiosenders Radio 24 das Podium betritt, blickt er auf 5.000 Fans, die ihm mit unentwegter Begeisterung „Roschee, Roschee, Roschee!“ zurufen. In dieser Stunde wird die Legende geboren.
Der Kundgebung gehen geschichtsschwangere Tage voraus. Immer wieder soll das Studio in Como geschlossen werden – das Publikum ist zu Hause live dabei. Am 5. Januar protokolliert die „Neue Zürcher Zeitung“ eine Sendestunde:
„‚Es ist dreieinhalb Minuten vor elf, Beamte treffen vor dem Studio ein.‘ Dann wieder Musik. ‚Es wird geläutet, es sind Beamte und Polizisten.‘ Musik. ‚Ich weiss nicht, ob die Türe aufgebrochen wird, aber wir sind weiterhin über Telefon erreichbar.‘ – ‚Es ist 11.03 Uhr, wir senden noch immer, die Beamten ziehen ab.‘“
So geht es über Wochen. Dann, am 22. Januar um 14.53 Uhr: Rauschen. Es ist eine Niederlage und ein Höhepunkt zugleich. Es ist aufregend, es ist empörend. Roger Schawinski, Radiopirat und Held. „Bis heute“, schreibt er 2019 in seiner Autobiografie, „haben mir gewisse Journalisten die ‚Roger, Roger‘-Rufe nicht verziehen.“